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Gedanken: Girlpower

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Wenn mir früher jemand von ungleichen Chancen von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt erzählt hat, dann dachte ich an den alteingesessenen Firmenchef, bei dem Frauen ausschließlich als Sekretärinnen eingestellt werden. Für den die Karriere einer Frau mit der Ernennung zur Chefsekretärin ihren Höhepunkt erreicht hat. Oder an offene Anfeindungen von Frauen und Anzweiflung deren Intelligenz. An Dinge, die hier und da bestimmt noch existieren, aber in der modernen Welt eine Ausnahme sind und von fast jedem belächelt werden. Demnach also als Problem für mich persönlich irgendwie nicht mehr existierten.

Und ehrlich gesagt war dieses Ding namens „Karriere“ für mich auch sehr lange kein Thema. In meinem Umfeld war es das auch nicht. Sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter sind Lehrerinnen. Erfolgreiche Frauen? Ja klar, aber in einem Job, bei dem Karriere kein primäres Thema ist. Dass es dabei um viel mehr geht, wurde mir erst bewusst, als ich anfing, mich mit meinem eigenen Karriere intensiv zu beschäftigen.

Die Sache mit der Karriere war für mich so nicht vorhergesehen. Allgemein wurde es eher als Wunder und glückliche Fügung angesehen, dass ich überhaupt Abitur machte und niemand, und am wenigsten ich selbst, sah mich damals in nur annähernd so etwas wie einer Führungsposition oder hätte mir Interesse an Karrierethemen zugetraut. Hinzu kam, dass ich immer „Die Kleine“ war. Körperlich gesehen war ich das wirklich. Mit nur knapp erreichten 160cm war es oftmals schwer, sich Respekt zu verschaffen. Irgendwann versuchte ich das gar nicht mehr. Ich war einfach nur noch klein und süß. Und diesem Bild versuchte ich zu genügen. Ich freute mich wenn Menschen mich so sahen. Ernstgenommen werden wollte ich nicht nicht mehr.

„Auch du kannst vielleicht irgendwann mal ein Team führen. Nur kein so großes. Aber zu einem Teamleader von vielleicht drei oder vier Leuten wirst auch du es vielleicht mal schaffen.“
– Betreuerin Jugendhaus

„Abitur machen? Das brauchst du nun wirklich nicht. Fachabitur reicht vollkommen.“
– Beraterin bei der städtischen Berufsberatung

„Als Frau wirst du es hier sowieso nicht weit schaffen. Wirklich anstrengen musst du dich also nicht.“
– Betreuerin während eines Praktikums

„Du bist ja nicht hauptsächlich hier um an Meetings teilzunehmen, sondern um unsere liegengebliebenen Arbeit abzuarbeiten.“
– Vorgesetzte bei einem Job als studentische Aushilfe 

Sprüche, wie die oben zitierten hörte ich öfters. Mehr oder weniger erfolgreiche Frauen, die mich in die richtige Richtung hätten leiten sollen, taten genau das Gegenteil. Frauen, die für mich eine Führungsperson waren, interessierten sich nicht für meine Fähigkeiten oder mein Potential, sondern begrenzten mich auf die Aufgaben, die ich eben zu erledigen hatte. Mehr interessierte nicht. Karriere machen oder aufsteigen? Viel Spaß dabei, aber bitte nicht hier. Das war nicht immer so, aber immer öfter.

 

Lean In Titel

99 Problems but a Man ain’t one

Meiner Meinung gibt es einige „Probleme“ oder Hindernisse, mit denen man als Frau konfrontiert wird. Und die haben übrigens nicht unbedingt etwas mit Männern zu tun.

  1. Das gesellschaftliche Denken. Mit meinen U 160cm und meiner hellen Stimme werde ich nicht als Karrierefrau oder als Konkurrenz gesehen. Das gilt nicht nur für mich. Allgemein sind viele Frauen eher „femininer“ und „feminin“ wird in der Regel nicht mit „knallhartem Business Typ“ assoziiert. Wenn eine Frau dass doch ist, gilt sie schnell als „zickig“ oder „zu bossy“.
    Und dann gibt es immer noch das gesellschaftliche Denken, dass eine Frau, sobald sie Mutter ist, in erster Linie Mutter ist. Das liegt ja auch nah, denn die Kinder kommen ja schließlich aus ihrem Bauch und sind, rein biologisch, tatsächlich erstmal von ihrer Mutter abhängig. Geht eine Mutter kurz nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten, ist es wahrscheinlich, dass sie schräge Blicke ertragen muss. Stößt ein Mann dagegen am ersten Abend mit Freunden in der Kneipe auf die Geburt des Erstgeborenen an, so empfinden das viele als ganz normal. Imagine it the other way around!
  2. Das Eigenbild. Ich glaube fest daran, dass ich nicht die einzige Frau bin, die versucht hat, einer Rolle zu entsprechen, die sie eigentlich gar nicht erfüllen wollte. Wer sich selbst nicht ernst nimmt, wird auch von anderen nicht ernst genommen. Self fulfilling proficy eben.
  3. Frauen, die Frauen nicht unterstützen. Während meiner Zeit als studentische Aushilfe in einem großen Unternehmen hatte ich eine Vorgesetzte, die mir bei dem Aufbau einer Karriere durchaus hätte helfen können. Aber anstatt mich in die unternehmensinternen Abläufe zu involvieren, durfte ich meistens nur das Telefon bedienen. Für karriereorientierte Fragen hatte sie keine Zeit und ob ich meine Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben konnte oder nicht war ihr herzlich egal. Gerüchteweise bekam ich von mehreren Seiten zu hören, dass sie sich gegen die Anstellung einer Kollegin im Team ausgesprochen hatte, weil diese „Ende 20 und im Alter einer möglichen Schwangerschaft“ war.
    Aber auch auf gleicher Karrierestufe, in der Schule oder in der Uni gilt: „In der Hölle gibt es einen ganz besonderen Platz für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.“ Think about it!

Warum ich das alles erzähle? Ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht. Und ich denke, dass der erste Schritt in eine andere Richtung der ist, das Problem zu erkennen.

What yould you do if you weren't afraid?

Den eigenen Wert (an)erkennen

Vor einigen Wochen hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Freundin. Sie befindet sich gerade in der Endphase ihres Studiums. Während der gesamten Studienzeit hat sie für eine kleine Werbeagentur gearbeitet. Dort wird sie nach dem Studium übernommen. Als wir zu der Gehaltsfrage kamen sprach sie von 1.300€, die sie monatlich mindestens zum Leben brauchte. Besser 1.500€ oder 1.600€. Als ich etwas verwundert entgegnete, dass meine Gehaltsvorstellungen doch deutlich darüber lägen, argumentierte sie, dass sie ja etwas ganz anderes studiert hätte als für den Job gefordert. Außerdem ginge es ja nur um das Einstiegsgehalt und sie wolle nach gegebener Zeit auf jeden Fall Nachverhandeln.

Natürlich spricht überhaupt nichts gegen ein etwas geringeres Monatsgehalt. Und manchmal hat man einfach keine andere Wahl. Was mich aber viel mehr störte: Anstatt ihr Wunschgehalt möglichst hoch anzusetzen und zunächst ihre Stärken zu betonen, tat sie genau das Gegenteil. Mir wurde klar wie wichtig es ist, seinen eigenen Wert zu erkennen und sich für sich selbst einzusetzen. Daran, dass es immer Männer geben wird, die meinen, „Frauen gehören hinter den Herd“, lässt sich nichts ändern. Daran, dass es immer Frauen geben wird, die anderen Frauen nicht helfen auch nicht. Was wir aber sofort ändern können ist unsere eigenen Selbstwahrnehmung und Wertschätzung. Deshalb:

Lean In

Obwohl ich mein eigenes Selbstbild schon vor längerem justiert habe, nicht mehr nur das kleine nette Mädchen von nebenan bin und auch über die Durchschnittsgehälter in meiner Branche informiert bin, hatte ich lange Zweifel, wie viel ich Gehalt ich nun wirklich verlangen kann. Wann ich doch zu bossy oder zickig bin. Und vor allem, ob ich wirklich gut genug bin. Oder doch nur Glück hatte. Sheryl Sandberg spricht diese Unsicherheiten an, erklärt, was Erfolg erfolgreiche Frauen eigentlich ausmacht.

Erfolg im Leben haben bedeutet nicht gleich, Karriere zu machen. Es geht vielmehr darum, genau das zu tun, was man tun will und sich nicht von irgendjemand erzählen zu lassen, dass man das nicht könnte.
Sheryl Sandberg stellt eine sehr interessante Frage:

What would you do if you weren’t afraid?

Wenn dir niemand etwas vorschreiben würde, es keine gesellschaftlichen Normen gäbe und dich niemand be- und verurteilen könnte. Was würdest du tun?

Go out and do it!

 

 

Ich bin neugierig. Was würdest du tun, hättest du keine Angst?

 

 

Übrigens: Nicht nur Sheryl Sandberg, sondern immer mehr Frauen setzen sich für Frauen in der Arbeitswelt ein. In unzähligen Netzwerken sammeln sich Frauen und tauschen sich über ihre Karriere und andere relevante Themen aus. In Initiaitven wie webgrrls, Communities wie Edition F und Blogs wie Femtastics werden Themen diskutiert, die Frauen wirklich interessieren und weiterbringen. Wo zwischen diesen ganzen erfolgreichen Frauen die Männer sind, kann ich übrigens nicht sagen. Aber vielleicht haben die es einfach nicht nötig. 😉

CategoriesAllgemein
Jana Kalea

Jana ist Reise- und Lifestylebloggerin, Fotografin, Online Marketing Expertin und Generalistin. Hin und wieder ist sie in ihrer Wahlheimat Hamburg anzutreffen. Viel lieber ist die geborene Rheinländerin aber unterwegs. Am liebsten da, wo es warm ist. Natürlich immer mit Kamera und Macbook.

  1. Ena says:

    Das ist ein wirklich interessanter Post und klasse geschrieben 🙂
    Die lästige Gehaltsfrage kenne ich ZU gut. Ich muss zugeben, dass ich hier aber viel viel selbstbewusster geworden bin und auch im Job sowie im Studium einfach meine Meinung sage und mein Ding durchziehe… 🙂

    Liebe Grüße
    Ena von Just a swabian girl

    1. comfortzone says:

      Liebe Ena, vielen Dank. 🙂 Es freut mich, dass du deine Meinung durchziehst. Das sollten mehr Frauen tun. Und insbesondere bei der Gehaltsfrage zahlt sich der Erfolg direkt materiell aus.

      Liebe Grüße
      Jana

  2. Karin says:

    Die Kommentare, die du oben zitiert hast, finde ich besonders aufschlussreich. Dass Frauen selbst oft solche Aussagen machen, finde ich ziemlich traurig. Die gesellschaftlcihen Normen wurden ihnen so sehr eingetrichtert, dass sie nicht nur sich selbst bezweifeln, sondern auch andere Frauen in die „richtige“ (traditionelle) Richtung lenken möchten. Und mit dem Arbeiten nach der Schwangerschaft ist es auch so eine Sache. Eine Schweizer TV Moderatorin gong drei Monate nach der Geburt wieder vor die Kamera. Die arme Frau musste wahnsinnig viele Anfeindungen erdulden und sich anhören, sie sei eine schlechte Mutter – von Frauen und Männern!

    1. comfortzone says:

      Das ist wirklich unmöglich. Es gibt so viele (prominente) Beispiele von Frauen, die kurz nach der Geburt ihrer Kinder wieder angefangen haben zu arbeiten und aufs Schärfste dafür kritisiert wurden. Spontan fällt mir da die Riesendebatte um Yahoo Chefin Marissa Mayer ein, die sogar ein Kinderzimmer neben ihrem Büro für ihren Nachwuchs eingerichtet hatte. Trotzdem, oder gerade deswegen, wurde sie angefeindet.

      Frauen die sich eine Auszeit vor und nach der Geburt nehmen, schaffen es auf der anderen Seite viel zu oft nicht mehr in ihren alten Job zurück. Und das viel zu oft aufgrund der selben Menschen, die andere Mütter für die nicht genommene Auszeit kritisieren.

      Ich könnte mich ewig über diese Thematik aufregen, bin aber froh, dass es immer mehr Frauen gibt, die das ähnlich empfinden.

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